So richtig den Knopf geöffnet habe ich erst ab der siebten Klasse. Klar, ich habe vorher Lesen Schreiben und auch Rechnen gelernt, ich war in Geografie und Geschichte vielleicht überdurchschnittlich gut. Doch Lernen machte nicht sehr viel Freude. Mich selbst dafür zu motivieren war schwierig. Bei den Lehrern galt ich als dumm und vor allem faul.
Der grösste Erfolg war es damals das mein Vertrag mit der fünften Klasse um ein Jahr verlängert wurde. Ich geb es gerne zu, da war damals auch ein bisschen Absicht mit im Spiel. Oberlehrer Meinenzagen zwei Jahre (5. & 6. Klasse) ertragen, nein danke, lieber habe ich die Klasse wiederholt. Ich habe den alten Mann provoziert wann immer es ging und erreicht was ich erreichen wollte.
Die Schuljahre 5-2 und 6 habe ich dann abgesessen, weiter ohne viel Motivation und ohne grosse Leistungen. Ich bin so mit geschwommen, Bin mit streichen, auch mal heftigere, aufgefallen, die Leistungen blieben Durchschnitt.
Dann kam er, Hansueli Nufer, ehemaliger Spitzenhandball Torhüter, damals berüchtigt für seine Kopfnüsse. Schon am ersten Tag habe ich gespürt das mir hier jemand eine Chance gibt, mich unvoreingenommen akzeptiert.
Da war ein Lehrer der forderte, Leistung aber auch anerkennen konnte. Jaja, mir ist klar, für einige meiner Klassenkameraden, aber vor allem Kameradinnen sah es ein bisschen anders, sie mochten ihn nicht. Hassten ihn für seine direkte und strenge Art, doch ich war motiviert, angestachelt mehr zu leisten. Erstmals in meinem Leben lernte ich auch ausserhalb der Schule, erledigte sogar die Hausaufgaben.
Die drei Schuljahre, die ich bei Hansueli Nufer erleben durfte waren für mich eine durchwegs positive Schulerfahrung. Von mir wurde viel gefordert, im Gegenzug übertrug man mir Verantwortung, und hat sich für mich eingesetzt.
Skilager, ja das war bei uns damals freiwillig, in der sechsten Klasse wollte ich das erste mal mit dabei sein, doch die Lehrerschaft um Lehrer Felber welcher das Lager jedes Jahr organisierte wollte mich nicht dabei haben, haben meine Anmeldung mit der Begründung ich würde nur Unruhe stiften abgelehnt, das selbe in der siebten Klasse.
Als mich Nufer kurz vor dem Skilager fragte warum ich, als begeisterter Skifahrer den nicht ins Skilager wolle, erzählte ich ihm das man mich da nicht haben wolle. Drei Tage später erhielt meine Mutter den Anruf, mit der Begründung das jemand abgesagt habe würde man mich jetzt doch gerne mitnehmen.
Ich denke ich habe ziemlich alle überrascht, klar, ich wollte das in mich gesetzte Vertrauen nicht enttäuschen und habe mich von der besten Seite gezeigt. Ich merkte aber auch, dass ein Skilager mit der Schule nicht so mein Ding ist. Bereits ab dem zweiten Tag musste ich jeweils eine Gruppe übernehmen. Nichts war es mit frei Skifahren. Doch ich habe, vor allem als danke das sich da jemand für mich eingesetzt hat alles gegeben dem Vertrauen gerecht zu werden.
Die Klassen von Hansueli Nufer durften, als einzige, in den drei Schuljahren jedes Jahr in die Landschulwoche, Ich erinnere mich nur zu gerne an die Lager in Tenero, die 12 Meter hohe Brücke von welcher wir gesprungen sind. Vor allem aber an jenes im Winter in Wengen. Ich erinnere mich an jenen Moment als wir oben am "Hundschopf" standen, wie alle mit mühe versuchten den Abhang runter zu rutschen und ich als einziger am Schluss mit meinem Lehrer noch oben stand. Ich erinnere mich an den herausfordernden blick als er mir sagte, «und getraust du dich» Ja, ich traute mich, sogar mit Anlauf und einem kleinen Sprung. ich genoss dann auch die Bewunderung nicht nur von den Kameraden, sondern auch von ihm. Lieber Hansueli Nufer du weisst es nicht, ich habe dir das nie gesagt, aber es war damals nicht das erste mal für mich. Aber es war das letzte mal, den später wurde die stelle gesperrt.
Ich erinnere mich aber auch an jenen Tag als nach dem Turnen unser Klassenchef auf die Idee gekommen ist die Türe zur Dusche zu öffnen während der Mädchen am Duschen waren. Ja, nicht das ich da nicht gerne auch geschaut hätte, aber ich bin überhaupt nicht dazu gekommen, sass ganz hinten in der Garderobe als der Lehrer aufgeschreckt vom Geschrei der Mädchen hereingestürmte, schnurstracks auf mich zu kam und mir eine knallte. Es war zwar in jenem Moment ziemlich ungerecht. Ich konnte es aber akzeptieren. Ich hegte deswegen nie einen Groll gegen ihn. Sah es halt als Kompensation für all die anderen streiche bei welchen ich nicht erwischt worden bin. Er hat sich übrigens später bei mir entschuldigt. Was meinen Respekt ihm gegenüber noch weiter gestärkt hat.
Hansueli Nufer war für mein Leben, einer der grössten Mentoren, Hansueli Nufer hat mir nicht nur Rechnen und Lesen beigebracht, Von ihm habe ich viel fürs Leben gelernt. Diese Jahre waren prägend. Was ich heute bin verdanke ich zu einem grossen Teil diesem Menschen.
Hansueli Nufer, ist am 3. November 2017 in Alter von 87 Jahren verstorben. Herzlichen Dank Herr Nufer für ihr Engagement und den grossen Einsatz. Mögen Sie in Frieden ruhen.
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