Die Angst in Spa-Francorchamps

Veröffentlicht am 22. Juli 1972 um 17:52

Es war der 22. Juli 1972, ich, gerade mal sieben Jahre alt, und mein grosser Bruder (16) standen in Stavelot, vor uns lief das 24h Rennen von Spa Francorchamps, klar wusste ich das die Capris gegen die BMWs fuhren und sich ein erbitterten Kampf um den Sieg lieferten.
Doch im Moment hatte ich eigentlich nur Angst, grosse Angst, wir standen auf der Aussenseite der Kurve direkt an der Leitplanke. Die Autos fuhren mit gefühlten 1000 km/h an uns vorbei.  Ich hatte kein vertrauen in die Fahrer, wäre nur zu gerne weg gegangen von hier, doch egal wie gross die Angst auch ist, ein Feigling will ich auf keinen Fall sein.
Natürlich wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht das ein paar Jahre zuvor an genau jener Stelle an der wir jetzt standen zwei Jungs ihr Leben verloren haben weil sie genau dort beim Formel 1 Grand Prix Fotos machen wollten.
Plötzlich trat ein Polizist an meinen Bruder heran und wies ihn auf Französisch an hinter die Absperrung zurück zu gehen. Ich war dieser Sprache nicht mächtig, wusste aber genau was der wollte, doch Marcel hielt mich fest als ich weglaufen wollte. Bestimmt und ziemlich frech (ich möchte seine Worte in breitem Berndeutsch hier nicht wiedergeben), antwortete mein Bruder dem Polizisten das er nicht im Sinn habe hier weg zu gehen. Die beiden diskutierten lange und relativ lautstark miteinander, und zu meinem Leidwesen zog sich am Ende der Polizist zurück und wir blieben wo wir waren.
Ich habe zu meinem Bruder hoch geschaut, habe ihn bewundert das er den mächtigen Polizisten besiegt hat, gleichzeitig habe ich ihn gehasst weil ich weiterhin nahe daran stand mir in die Hose zu machen.

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